Diskriminierung durch mehr Diskriminierung bekämpfen – SPÖ fordert erneut Frauenquote

Das politische Sommerloch ist da, und schon kommt die SPÖ wieder einmal mit altbekannten Forderungen. Angepasst an das populistische Lieblingsthema der Partei, „Zeit für Gerechtigkeit“, fordert SPÖ Frauensprecherin Wurm wieder einmal die Einführung einer Frauenquote für die Privatwirtschaft. Wenngleich die Thematik der Diskriminierung von Frauen bereits mehrfach in den „Denkanstoessen“ behandelt wurde soll die Forderung nach Frauenquoten an dieser Stelle explizit kommentiert werden.

Es steht aus meiner Sicht völlig außer Frage, dass Frauen in der Lage sind ausgezeichnete Leistungen in Führungspositionen zu erbringen und einen wertvollen Teil zum Erfolg eines Unternehmens beitragen können. Es gilt allerdings bei der Diskussion um die Einführung einer Frauenquote deren Konsequenzen zu bedenken. Insbesondere gilt es zu hinterfragen, warum es denn derzeit in den mittleren und höheren Führungsebenen der Unternehmen einen derart niedrigen Anteil an weiblichen Führungskräften gibt. Ein wesentlicher Faktor hierbei ist sicherlich das erhöhte betriebswirtschaftliche Risiko durch großzügige Karenz- und Elternteilzeitregelung, näher beschrieben im Artikel „Frauen verdienen 20% weniger…“. Diese Regelungen verschlechtern sicherlich die Ausgangssituation für Frauen bei Beförderungen, sie können aber definitiv nur einen Bruchteil des Frauenmangels in den Chefetagen erklären.

Frauen verfügen inzwischen über eine höhere Ausbildung als Männer, sie sind sowohl unter Maturanten als auch unter Uni-Absolventen in der Mehrheit und erreichen im Schnitt bessere Noten als ihre männlichen Kollegen. Damit verfügen sie allerdings nicht automatisch über bessere Voraussetzungen für Führungspositionen. Die Studienwahl etwa spielt eine durchaus entscheidende Rolle für spätere Karriereperspektiven, denn nicht jede Studienrichtung ist gleichermaßen geeignet zur Vorbereitung auf eine Führungsposition. Weibliche Absolventen sind insbesondere in den geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern überrepräsentiert, in den technischen Fächern beispielsweise ist nur etwa jeder fünfte Absolvent weiblich. Gute Abschlussnoten können generell nur bedingt als Qualifikationsmerkmal für eine Führungsposition herangezogen werden, sie zeugen aber von einer gewissen Konsequenz und der Fähigkeit, vorgegebene Anforderungen unabhängig von deren Sinnhaftigkeit zu erfüllen. Die Fähigkeit an Schule und Universität gute Noten erreichen zu können steht allerdings kaum im Zusammenhang mit notwendigen Führungsqualitäten.

Völlig unabhängig von den Qualifikationen allerdings zeigt sich in vielen Unternehmen für Positionen im mittleren Management (und die sind in der Regel Voraussetzung für einen späteren Einstieg in die oberste Ebene) schon in den Reihen der Bewerbern eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen. Dieser Tatsache liegen sicherlich mehrere Ursachen zugrunde, die Mehrzahl davon ist allerdings durch Frauenquoten keinesfalls zu verändern. Führungspositionen erfordern außerordentlich hohes Maß an Selbstbewusstsein und zumeist eine vollkommene Aufopferung für die jeweilige Position. Viele Frauen sind sich ihrer Fähigkeiten nicht sicher genug und entscheiden sich deswegen von sich aus gegen einen Einstieg in die Führungsebene. Auch die Bereitschaft zu zeitlich unbegrenztem Engagement ist bei vielen Frauen, oft aus familiären Gründen, nicht vorhanden. Es stellt sich hierbei generell die Frage, ob eine verantwortungsvolle Führungsposition vereinbar mit einer 40 Stunden Woche oder mit der Betreuung eines Kindes sein kann.

Die Einführung von Frauenquoten in der Privatwirtschaft schränkt die Freiheit des Unternehmers stark ein und benachteiligt Männer bei der Personalauswahl. Insbesondere in generell männerdominierten Branchen, beispielsweise der Baubranche, würde die Einführung einer Frauenquote besser qualifizierte Männer benachteiligen und damit wohl auch wirtschaftliche Probleme mit sich bringen. Solange auch in den unteren Managementebenen Frauen einen geringen Anteil einnehmen kann eine Steigerung der Präsenz im oberen Management nicht zielführend sein. Es wäre sinnvoller den Frauen den Einstieg in Managementpositionen prinzipiell schmackhafter zu machen, dies ist auch der Weg den viele Unternehmen in der Privatwirtschaft längst eingeschlagen haben. Nur durch eine langfristige Einbindung von Frauen auf allen Ebenen kann ein Weg gefunden werden, der für die gesamte Volkswirtschaft positive Auswirkungen mit sich bringt. Gefordert sind primär die Frauen selbst, die durch selbstbewusstes Auftreten und uneingeschränktes Engagement den Platz jedes Mannes einnehmen können – und das hoffentlich ohne eine unnötige Stigmatisierung als Quotenfrau.
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