Selbsternannte Studentenvertreter planen „heißen Herbst“

Die Vertreter der Plattform „Unibrennt“ planen laut aktuellen Medienberichten erneute Proteste im kommenden Herbst. Spätestens ab September wollen die ehemaligen Besetzer des Audimax der Uni Wien wieder aktiv werden. Die Plattform präsentiert sich gegenüber den Medien als legitimer Vertreter der österreichischen Studenten, eine Betrachtung ihrer Forderungen allerdings zeigt schnell die ideologische Abstammung dieser Gruppierung. Man fordert natürlich mehr Geld und mehr Posten für die Universitäten, vor allem aber verunglimpft man jegliche Zugangsbeschränkungen, Eingangsprüfungen und selbstverständlich jede Form von Studiengebühren. Die Plattform repräsentiert keineswegs die Gesamtheit der österreichischen Studenten, insbesondere der enorme Zuspruch zur Gegenplattform „Studieren statt blockieren“ zeigt die Unzufriedenheit der übrigen Studentenschaft.

Die budgetäre Lage der Universitäten wird für viele Missstände an den Universitäten verantwortlich gemacht, wobei die Budgets der Universitäten im Gegensatz zu zahlreichen falschen Berichten nicht gekürzt werden sollen sondern lediglich die nächste geplante Anhebung für den Budgetzeitraum 2013 bis 2015 (vorerst) gestrichen wurde. In den Budgetzeiträumen 2007-2009 bzw. 2010-2012 allerdings wurden die Budgets um immerhin 12% bzw. 10% angehoben. Auch die oftmals herangezogenen Vergleiche zu anderen Ländern sind vollkommen wertlos, da beispielsweise in zahlreichen Ländern schon die Ausbildung von Kindergartenpädagogen oder Krankenschwestern als akademische Ausbildung gewertet wird. Diese durchaus beträchtlichen Definitionsunterschiede werden bei der polemischen Kritik am österreichischen Universitätsbudget gerne verschwiegen. In Österreich beispielsweise wurden 2006 die pädagogischen Akademien zu pädagogischen Hochschulen umbenannt. Ob allerdings unsere Lehrer dadurch bessere Arbeit leisten, dass sie sich jetzt als Akademiker bzw. Bachelor betrachten dürfen, sei dahingestellt.

Wesentlich schädlicher für die Zukunft unserer Unis aber sind die außerbudgetären Forderungen von „Unibrennt“. Insbesondere durch die permanente Forderung nach freiem Universitätszugang und die Kritik an jeglichen Knockout-Prüfungen schaden dem Universitätsstandort massiv. Sie passen letztlich nur allzu gut zu den Forderungen, insbesondere vonseiten der Grünen und der SPÖ, nach einer massiven Erhöhung der Akademikerquote. Ein Zugang zu den österreichischen Universitäten muss völlig unabhängig von der sozialen Ausstattung der Eltern möglich sein, diese Forderung allerdings ist in Österreich längst zweifelsfrei erfüllt. Den Zugang zu den Universitäten allerdings unabhängig von den geistigen Fähigkeiten und von der Leistungsbereitschaft zu machen ist vollkommen kontraproduktiv. Die Anforderungen an einen Universitätsstudenten können nicht auf die Bereitschaft reduziert werden, vier Jahre seiner Lebenszeit zu „opfern“. Ein Mindestmaß an Intellekt, Leistungsbereitschaft und spezifisches Interesse sind Grundvoraussetzungen für die zielführende Absolvierung eines Studiums. Mehr dazu im Artikel: „Am besten Weg zum akademischen Menschenrecht“

Schon jetzt sind die Anforderungen an den österreichischen Universitäten oftmals erschreckend niedrig. Nach der Matura kann (mit wenigen Ausnahmefächern) jeder sein Studium aufnehmen und, aufgrund der beharrlichen Aushöhlung der Anforderungen durch die „Studentenvertretung“, im Regelfall auch abschließen. Der Wert eines Universitätsabschluss am Arbeitsmarkt nimmt durch diese egalitäre Politik laufend ab. Die enorme Zahl an ausländischen Studenten ist keineswegs auf die hohe Qualität unserer Universitäten zurückzuführen, im Gegenteil gelten die österreichischen Universitäten insbesondere unter deutschen Studenten als „billige Titellieferanten“. Die gesamte österreichische Bildungspolitik ist mittlerweile auf die unbedingte Verhinderung jeglicher Elitebildung ausgelegt. Insbesondere an den Universitäten allerdings muss die verleugnete Elite unseres Landes gefördert und gefordert werden. Der Verrat genau dieser Elite ist ein folgenschwerer Verrat an der Zukunft unseres Landes.

Es gilt zu hoffen dass nicht jene, die sich heute im Audimax einrichten und nach einer Ausweitung der Universitätsposten rufen, schon morgen genau diese Posten besetzen. Dies würde exakt den Folgen der 68er Proteste entsprechen, nach denen eine erstaunliche Anzahl ehemals Protestierender eine einträgliche Stelle im Universitätsdienst antreten konnte. Die so genannten 68er-Professoren haben mittlerweile mehrheitlich ihre „wohlverdiente“ Pension angetreten. Es wäre den österreichischen Universitäten zu wünschen dass für ihre Nachfolge aufstrebende und engagierte Professoren gefunden werden. Den zukünftigen Studenten muss eine anspruchsvolle Ausbildung auf höchstem Niveau angeboten werden werden. Ein Freifahrtschein zum akademischen Abschluss kann sicherlich die Statistik verbessern, die Wettbewerbsfähigkeit der Absolventen und des Standorts Österreich wird dadurch aber massiv beschädigt.
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