Das Prinzip parteipolitischer Personalpolitik. Das Peter-Prinzip

„In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen“. Das Peter-Prinzip, 1969 von Laurence J. Peter formuliert, klingt beinahe zu einfach um der gelebten Realität in den Personalabteilungen politischer Parteien und staatsnaher Betriebe zu entsprechen. Erläutert hat Peter seine Thesen primär anhand der kanadischen Schulverwaltung, anwendbar sind diese jedoch für zahlreiche Sparten der mehr oder weniger privaten Wirtschaft, umso mehr natürlich für die öffentliche Verwaltung.

Die Schulverwaltung kann auch in Österreich als Paradebeispiel des Peter-Prinzips herangezogen werden. Unabhängig davon ob der fähigste oder der dienstälteste Lehrer zum Direktor auserkoren wird, er wird kaum adäquat für diese Position qualifiziert sein. Wer zwanzig Jahre lang Kinder unterrichtet leistet zweifelsohne einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Managementfähigkeiten, Führungsqualitäten und andere essentielle Voraussetzungen für die Tätigkeit des Schulleiters wird er jedoch in dieser Zeit kaum erworben haben. Eine leitende Position in der Privatwirtschaft wäre wohl kaum denkbar ohne vorherige Erfahrung im Management. Wer würde je auf die Idee kommen einen erfahrenen Briefträger ins Management der Post zu berufen. Derartige Fehlbesetzungen gibt es ansonsten nur im Profifußball, wo sich allzu häufig ausrangierte Spieler, meist mit mäßigem Erfolg, als Manager versuchen.

Eine Stufe über das Peter-Prinzip hinaus allerdings gehen parteipolitische Besetzungen in staatlichen und staatsnahen Unternehmen. Deren Vorstände und Aufsichtsräte sind voll mit Quereinsteigern, die schon beim Eintritt ins Unternehmen die „Ebene ihrer Unfähigkeit“ erreicht, oftmals längst überschritten haben. Die Rechnung für diese Vetternwirtschaft zahlt selbstverständlich der Steuerzahler. Profiteure dieser Besetzungen sind neben den „Betroffenen“ natürlich die jeweiligen Parteien bzw. Gewerkschaften, die Einfluss in die Geschäftsabläufe der Betriebe aufrechterhalten, oftmals aber auch andere Unternehmer, die durch Einblicke und Eingriffe ins jeweilige Unternehmen beispielsweise Aufträge an Land ziehen oder bessere Konditionen erhalten können. Zahlreiche SPÖ-nahe Medien hätten wohl massive Finanzprobleme ohne die verlässlichen Anzeigenschaltungen von Wien-Energie, ÖBB, Stadtwerke, Asfinag und Konsorten.

Zu guter Letzt kann die parteiinterne Personalpolitik herangezogen werden, um das grundsätzlich humoristische Werk von Peter empirisch zu untermauern. Keine Partei kann hier gänzlich ausgenommen werden. Die Tatsache dass die fachlich unfähigsten Politiker oftmals die lautesten sind führt zu Politikverdrossenheit in der Bevölkerung. Die Klubobmänner der beiden Großparteien beispielsweise behindern jede politische Entwicklung durch unnötige Anfeindungen via Presseaussendungen. Die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ beweist bei jeder Stellungnahme, dass wohl schon im Wiener Gemeinderat die „Stufe ihrer Unfähigkeit“ erreicht war.

In den Oppositionsparteien finden sich in wichtigen Positionen kaum mehr Politiker, die auch nur annähernd die notwendigen Qualifikationen und persönlichen Voraussetzungen mitbringen. Die beiden Rechtsparteien reduzieren ihr Anforderungsprofil zur Gänze auf Lautstärke und Kompromisslosigkeit. Leider bringen derartige „Politiker“ in der Regel mehr Stimmanteile als qualifizierte Sachpolitiker. Zumindest von den beiden Großparteien sollte man allerdings eine verantwortungsvolle Personalauswahl und entsprechend befähigte Spitzenpolitiker erwarten können. Leider mussten wir zuletzt selbst im Bundeskanzleramt grenzenlose Inkompetenz mit ansehen, Laurence J. Peter wäre wohl erfreut.
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denkanstoesse - 26. Jun, 22:38

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